Steuerung von Schulen

Wer Diskussionen in der Fachliteratur, aber auch in den Medien verfolgt, stellt fest: Begriffe wie Steuerung und Governance haben auch im Bildungsbereich Konjunktur. Es überrascht deshalb nicht, dass sich ein Teilprojekts des Projekts Weiterentwicklung der gymnasialen Maturität mit den «Zuständigkeiten und Kompetenzen im Bereich der Qualität» (Projekt Governance) befasst.

Schulen sind komplexe Organisationen, die nicht einem technologischen Ursachen-Wirkungsmuster folgen. Pädagogische Organisationen verlangen eine Steuerung, die den Handelnden, d.h. in der Schule den Lehrpersonen, als Expertinnen und Experten Autonomie und Freiräume zugesteht. Nur so sie sind in der Lage, in der direkten Interaktion mit den Lernenden situationsadäquate Entscheidungen zu treffen. Für die Schulleitung führt das mitunter zu Dilemma-Situationen in der Führung, hat sie doch die Verantwortung für die (pädagogische) Steuerung der Schule gegen innen und aussen. Die Herausforderungen, die sich für den Kontext der einzelnen Schule zeigen, gelten gleichermassen im Kontext Schule – Verwaltung. Die besondere Situation in der Corona-Pandemie liefert viel aktuelles Anschauungsmaterial, z.B. bezüglich des Themas Prüfungen. Was muss auf schweizerischer, auf kantonaler, was auf der Ebene Einzelschule geregelt werden? Was soll bzw. kann den an der direkten Interaktion Beteiligten, d.h. den Schulen bzw. den Lehrpersonen überlassen bleiben?

Ein Projekt des ZEM CES und des Sächsischen Landesamt für Schule und Bildung LASUB unter dem Titel «Kontextsteuerung und Leitungshandeln an den Schulen der Sek II» nahm sich solcher Fragen an. Die Ergebnisse des Projekts liegen in der Reihe «ZEM CES ● Beiträge zur Mittelschule» vor:

kontextsteuerung


Kontextsteuerung und Leitungshandeln an Schulen der Sek II

Helmut Willke hat in der Theorie der «Kontextsteuerung» aufgezeigt, wie sich in solchen Kontexten handeln lässt. Kontextsteuerung bezeichnet eine bewusste Einflussnahme auf ein komplexes System – allerdings nicht durch direkte, lineare Interventionen, sondern durch die Gestaltung von Rahmenbedingungen, auf welche das System in seiner Eigenlogik reagiert. Die «Kehrseite der Medaille» zur Autonomie und Selbststeuerungskompetenz der Lehrpersonen bzw. der Schulen ist die Selbstverpflichtung zur Reflexion des eigenen Handelns und zur Rechenschaftslegung gegenüber Schulleitung bzw. Kanton.

Club_E

Im Club_E (Link) sind Fragen der Steuerung im Bildungsbereich regelmässig Gegenstand anregender Diskussionen. Verschiedentlich führt das auch zu einzelnen kleineren Aktivitäten in Form von Recherchen. Ein Beispiel dafür ist das Projekt «Kontextsteuerung und Leitungshandeln an Schulen» (2018-2020).

club_E - Austausch, Entwicklung und Erörterung

Literatur

  • Helmut Willke, (2015): Kontextsteuerung. In: Tripp, W., Zinnecker S. (Hrsg.) (2015): Caritas in Bewegung – den Menschen nahe, Ulm Schwabenverlag.
  • Norbert Landwehr, N. (2018): Pädagogische Schulführung. Impulse für die Reflexion der Führungspraxis. Arbeitsgruppe Schulführung und -steuerung in Zusammenarbeit mit Norbert Landwehr. Bildungsraum Nordwestschweiz, Aarau. Download: edudoc.ch/record/210462